Von der Überholspur in die Werkstatt??? Erschöpfungszuständen vorbeugen
Gesundheit & Fitness, OWL-Fachbeiträge by Dr. Birgit Lutzer • • 0 Comments
(OWL - Halle/Paderborn). Ein Berufsleben unter Dauer-Vollgas hat seinen Preis. "Was die meisten zunächst locker wegstecken, macht sich irgendwann durch ein rapides Absinken der Leistungsfähigkeit bemerkbar", so Sportwissenschaftler Prof. Dr. Elmar Wienecke.
Um vorzubeugen, gibt es Ansatzmöglichkeiten auf verschiedenen Ebenen. Doch zunächst geht es um Ursachenforschung. Oft werden länger andauernde Erschöpfungszustände mit dem Begriff "Burnout" bezeichnet. So heißt es auf der Website des Burnout-Kompetenzzentrums OWL in Paderborn: "Auch Freizeitstress ist heute für viele kein Fremdwort mehr. Das Problem: Kaum jemand achtet darauf, welche Alarmsignale der Körper aussendet, wenn der Stress schlichtweg zu viel wird." Das Ignorieren von Warnsymptomen könne zu einem in verschiedenen Phasen verlaufenden Burnout führen:
- Hyperaktivität mit Überstunden, Nachtschichten und Engagement über das Pflichtpensum hinaus.
- Desillusionierung. Der Betroffene distanziert sich mehr und mehr von seinem Beruf. Ihn plagen Frustration und das Gefühl der Sinnlosigkeit.
- Starke Emotionalität mit aggressiven Ausbrüchen, Weinen und anderen Überreaktionen.
- Konzentrationsprobleme und stark nachlassende Arbeitsmotivation.
- Rückzug, Gleichgültigkeit und depressive Verstimmungen.
- Körperliche Symptome wie Schlafstörungen, Herz-Kreislauferkrankungen und Magen-Darm-Beschwerden.
- Hoffnungslosigkeit, tiefe Verzweiflung und Übergang in die Depression.
Die Experten aus dem Burnout-Zentrum OWL empfehlen unter anderem: "Sollten Sie erste Anzeichen einer Erschöpfung bei sich bemerken, steuern Sie rechtzeitig dagegen. Versuchen Sie zusätzlich, dem Stress Phasen der Ruhe und Entspannung entgegen zu setzen." Dazu gehörten das Delegieren von Aufgaben, das richtige Erholung, gesunde Ernährung und Sport in vernünftigem Maße. So könnten Widerstandskräfte und Leistungsfähigkeit selbst bei Stress, Abgeschlagenheit und Leistungstiefs erhalten bleiben.
Auch Wienecke, der das Haller Sport- und Gesundheitszentrum "Saluto" leitet, beschreibt ähnliche Symptome bei seinen Klienten. Zu diesen gehören seinen Angaben nach viele Hochleistungssportler und leitende Manager. Seiner Meinung nach liegt eine wichtige Ursache für Erschöpfungszustände in gestörten biochemischen Stoffwechselprozessen. "Dem Körper fehlen bestimmte Stoffe und er geht an seine eigenen Reserven. Berufstätige entwickelten vor der totalen Erschöpfung Symptome wie Schlafstörungen, nächtliches Schwitzen, Müdigkeit und Magen-Darm-Beschwerden."
Es gehe also darum, dem Körper gezielt das zuzuführen, woran es ihm mangele. Doch einer der größten Fehler im Arbeitsalltag bestehe in unzureichender Ernährung. Wienecke zeigt dafür Verständnis: "Mal ehrlich - wer schafft es denn dauerhaft, jeden Tag zum Beispiel 800 Gramm frisches Obst und Gemüse zu essen? Das ist doch unrealistisch." Doch auch, wer sich gesund ernährt, kann Mangelerscheinungen haben. Folgende Symptome weisen auf einen gestörten Energiehaushalt hin:
- Leichtes Schwitzen nachts
- Unruhiger Schlaf
- Innere Unruhe
- Schlechte Stresstoleranz
- Müdigkeit und Antriebsarmut
- Konzentrationsschwäche
- Muskuläre Verspannungen
- Schwierigkeiten, von der Arbeit abzuschalten
Der Sportwissenschaftler empfiehlt eine Blutuntersuchung, um den genauen Bedarf einer Person zu ermitteln. Dabei sei es wichtig, dass die Werte an denen von Menschen mit ähnlichen Voraussetzungen gemessen werden. Dazu gehörten Alter, Geschlecht, Berufstätigkeit und sportliche Aktivität. Das Team um Wienecke hat in jahrelangen Untersuchungen eine Referenzdatenbank erschaffen, mit der genaue Auswertungen vorgenommen werden können. Anschließend erhalte der Patient "Energie auf Rezept" - eine individuelle Zusammenstellung von Mikronährstoffen, mit denen er seinen Stoffwechsel wieder ins Lot bringen könne. "Die Leistungsfähigkeit steigt wieder, weil der Energiehaushalt stimmt", so Wienecke. (Birgit Lutzer)